Hi,
ich bin gerade am struggeln mit der Bezeichnung "Großbüdner". Hab ich als Berufsangabe bekommen. Ich find aber keine wirkliche Erklärung.
In einem "Berufsverzeichnis für die Arbeitseinsatzstatistik" von 1943 steht das als Beruf aufgeführt - ohne genaue Erklärung.
http://bc.gbpizs.gov.pl/Content/565/1100147.pdf
Die Wikipedia kennt den "Büdner": Besitzer eines kleinen ländlichen Anwesens, einer Büdnerei.
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCdner
Könnte man jetzt den "Großbüdner" als "Großbauern" ansehen? Ich bin mir da nicht so sicher.
Hat jemand einen Tipp, wo ich suchen kann?
Danke!
GG
"Großbüdner" - Beruf? - Status?
Meine Antwort "glänzt" durch eine undefinierbare Mischung aus Wissen und Vermutung, zusammengetragen aus verschiedenen Regionen!
1. Möglicherweise stammt der Begriff eher aus Mitteldeutschland bzw. dem Gebiet der zwischenzeitlichen DDR.
2. Es ist anzunehmen, dass es sich um landwirtschaftliche Kleinbetriebe handelt, die unterhalb eines Bauernhofs anzusiedeln sind: Betriebe mit Landbesitz, der aber nicht ausreicht, um eine Familie zusammen mit Gesinde zu versorgen.
3. Aus Erwähnungen von Großbüdnern als Gemeindevorsteher (s.u.), Spritzenmeister (Tremsdorf/Brandenburg: mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1906 wird die Löschpflicht der Großbauern abgelöst, da zunehmend die Häuser der einfachen Büdner und Kolonisten betroffen sind. Mit einem Kredit von 2000 Reichsmark wird 1912 eine Handspritze angeschafft und ein Spritzenhaus gebaut: "Nach dem Erhalt der Spritze wurde der Großbüdner August Imme zum neuen Spritzenmeister ernannt. Die Mannschaft bestand aus 8 Kameraden."), Empfänger einer Auszeichnung ("Anläßlich des gestrigen Krönungs= und Ordensfestes sind die Auszeichnungen wiederum recht zahlreich verliehen worden. Die Liste füllt 15 Seiten des Staatsanzeigers aber leider fanden wir darin keinen Dekorierten aus der Stadt Spremberg und nur einen aus dem Kreise und das ist der Büdner und Schneidermeister Noack aus Weskow, welcher das allgemeine Ehrenzeichen erhielt. Dann gab es doch noch einen tröstlichen Nachtrag: Auch der kaiserliche Hofrat im Reichskanzleramt Richard Mann erhielt den Roten Adlerorden 4. Klasse und der Gemeindevorsteher und Großbüdner Rösiger aus Roitz das Allgemeine Ehrenzeichen." - Bericht aus der Lausitz bzgl. 1910) muss ein gewisses Ansehen für einen Großbüdner gegeben sein. Vielleicht ist das hier dem Ansehen nach sortiert - aus Bredow in Havelland wird von einer Feuersbrunst 1859 berichtet: "Es brannten nieder: Kirche und Turm, die Pfarrscheune, vom Rittergut fünf Häuser, drei Scheunen, fünf Viehställe, fünf Bauerngehöfte, ferner die Gehöfte von zehn Kossäten, vier Großbüdnern, sechs Büdnern, zwei Gemeindefamilienhäuser von je zwölf und vier Familien und das Gemeindehaus.". Die Frage in einem Forum, ob es sich bei einem Großbüdner um einen großen Kleinbauern handle, ist zwar nicht beantwortet, ist für mich aber ziemlich naheliegend. Es ist vielleicht mehr als ein Kätner, Häusler etc., aber weniger als ein Bauer oder gar Gutsbesitzer.
4. Ein Gehöft kann vorhanden sein, und sicherlich auch mehr als ein Gemüsegarten hinterm Haus, wie es bei vielen Bergwerksarbeitern gegeben war. Könnte mir vorstellen, dass es ungefähr dasselbe ist wie in Bayern ein Halb- oder Viertelbauer. Oder eben doch etwas weniger. Im Fürstentum Ratzeburg regelt die Schulordnung 1872, dass vierteljährlich als Schulgeld zu zahlen haben:
"a) Pastoren, Pächter und sonstige Honoratioren auf dem Lande 2 1/2 Mark;
b) Förster, Krämer, Holländer auf Pachthöfen, Müller, Voll-, Dreiviertel- und Zweidrittelhufner 1 3/4 Mark;
c) Halbhufner und Kätner, Schmiede, Landreiter, Holzwärter, Chausseegeld-Einnehmer und diejenigen Großbüdner, welche mindestens 12 Schffl. Land haben, 1 Mark 25 Pfennige." (Walksfelde, ein Dorfbuch, 2008, S. 33)
Ich weiß leider nicht, was hinter der Abkürzung "Schffl." steckt.
Das finde ich übrigens das Schöne an unserem Hobby: Es ist immer ein wenig Forschung der Sozialgeschichte mit dabei!
1. Möglicherweise stammt der Begriff eher aus Mitteldeutschland bzw. dem Gebiet der zwischenzeitlichen DDR.
2. Es ist anzunehmen, dass es sich um landwirtschaftliche Kleinbetriebe handelt, die unterhalb eines Bauernhofs anzusiedeln sind: Betriebe mit Landbesitz, der aber nicht ausreicht, um eine Familie zusammen mit Gesinde zu versorgen.
3. Aus Erwähnungen von Großbüdnern als Gemeindevorsteher (s.u.), Spritzenmeister (Tremsdorf/Brandenburg: mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1906 wird die Löschpflicht der Großbauern abgelöst, da zunehmend die Häuser der einfachen Büdner und Kolonisten betroffen sind. Mit einem Kredit von 2000 Reichsmark wird 1912 eine Handspritze angeschafft und ein Spritzenhaus gebaut: "Nach dem Erhalt der Spritze wurde der Großbüdner August Imme zum neuen Spritzenmeister ernannt. Die Mannschaft bestand aus 8 Kameraden."), Empfänger einer Auszeichnung ("Anläßlich des gestrigen Krönungs= und Ordensfestes sind die Auszeichnungen wiederum recht zahlreich verliehen worden. Die Liste füllt 15 Seiten des Staatsanzeigers aber leider fanden wir darin keinen Dekorierten aus der Stadt Spremberg und nur einen aus dem Kreise und das ist der Büdner und Schneidermeister Noack aus Weskow, welcher das allgemeine Ehrenzeichen erhielt. Dann gab es doch noch einen tröstlichen Nachtrag: Auch der kaiserliche Hofrat im Reichskanzleramt Richard Mann erhielt den Roten Adlerorden 4. Klasse und der Gemeindevorsteher und Großbüdner Rösiger aus Roitz das Allgemeine Ehrenzeichen." - Bericht aus der Lausitz bzgl. 1910) muss ein gewisses Ansehen für einen Großbüdner gegeben sein. Vielleicht ist das hier dem Ansehen nach sortiert - aus Bredow in Havelland wird von einer Feuersbrunst 1859 berichtet: "Es brannten nieder: Kirche und Turm, die Pfarrscheune, vom Rittergut fünf Häuser, drei Scheunen, fünf Viehställe, fünf Bauerngehöfte, ferner die Gehöfte von zehn Kossäten, vier Großbüdnern, sechs Büdnern, zwei Gemeindefamilienhäuser von je zwölf und vier Familien und das Gemeindehaus.". Die Frage in einem Forum, ob es sich bei einem Großbüdner um einen großen Kleinbauern handle, ist zwar nicht beantwortet, ist für mich aber ziemlich naheliegend. Es ist vielleicht mehr als ein Kätner, Häusler etc., aber weniger als ein Bauer oder gar Gutsbesitzer.
4. Ein Gehöft kann vorhanden sein, und sicherlich auch mehr als ein Gemüsegarten hinterm Haus, wie es bei vielen Bergwerksarbeitern gegeben war. Könnte mir vorstellen, dass es ungefähr dasselbe ist wie in Bayern ein Halb- oder Viertelbauer. Oder eben doch etwas weniger. Im Fürstentum Ratzeburg regelt die Schulordnung 1872, dass vierteljährlich als Schulgeld zu zahlen haben:
"a) Pastoren, Pächter und sonstige Honoratioren auf dem Lande 2 1/2 Mark;
b) Förster, Krämer, Holländer auf Pachthöfen, Müller, Voll-, Dreiviertel- und Zweidrittelhufner 1 3/4 Mark;
c) Halbhufner und Kätner, Schmiede, Landreiter, Holzwärter, Chausseegeld-Einnehmer und diejenigen Großbüdner, welche mindestens 12 Schffl. Land haben, 1 Mark 25 Pfennige." (Walksfelde, ein Dorfbuch, 2008, S. 33)
Ich weiß leider nicht, was hinter der Abkürzung "Schffl." steckt.
Das finde ich übrigens das Schöne an unserem Hobby: Es ist immer ein wenig Forschung der Sozialgeschichte mit dabei!
Aktuell Win10-64 pro 2004, Ahnenblatt 3.46 - Daten via NAS, Programm lokal
Empfehlung: Für die neue Version 3.x alle relevanten Handbücher lesen!
(es gibt das Benutzerhandbuch und mehrere Themen-Specials!)
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Danke Dir!
Ein "Schffl. Land" dürfte das Landmaß "Scheffelsaat" bezeichnen:
Scheffel (Maßeinheit)
Scheffelsaat
Ein "Schffl. Land" dürfte das Landmaß "Scheffelsaat" bezeichnen:
Scheffel (Maßeinheit)
Scheffelsaat