Eine Familie, mehrere Familiennamen

Allgemeine Fragen zur Ahnenforschung und alten Begriffen
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Birkenfelde
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Eine Familie, mehrere Familiennamen

Beitrag von Birkenfelde »

Hallo zusammen!

In meiner Familie treten öfter folgende Probleme auf:

1) Uropa, Opa und Vater heißen z. B. Meyer (teilweise durch Personenstandsurkunden belegt). Zwei von drei Kindern nennen sich dann aber um die Jahrhundertwende trotz Ihrer Geburtsurkunden z. B. Meier und werden auch so von den Standesämtern geführt. Irgendwann heißt das dritte dann auch Meier.

2) Uropa, Opa und Vater heißen Meyer. Ein Kind aber nennt sich fortan Meier, und es entsteht so eine neue Linie, obwohl die Wurzeln identisch sind.

3) Tatort Ostpreußen. Vermutlich aus dem Baltikum eingewanderte Vorfahren hatten das Bestreben, als Deutsche angesehen zu werden. So nannten sie sich z. B. Ratschat obwohl sie ursprünglich Raczat oder Radzat hießen. Ein Standesbeamter kam der Sache in den zehner und zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mal auf die Spur und schrieb in die Urkunden Raczat (Ratschat). Heute heißen sie alle Ratschat!? Welche Rechtsgrundlage wurde dafür wann geschaffen?

Wie geht Ihr vor bzw. wie muß man vorgehen, um in Ahnenblatt eine korrekte Dokumentation zu erreichen?

Ich freue mich auf Eure Antworten und bedanke mich schon mal im voraus.

Gruß Emanuel
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Hallo Emanuel,

als Kaiser Wilhelm 1875 das erste reichseinheitliche Personenstandsgesetz einführte, hatte er andere Probleme als die einheitliche Schreibung von Familiennamen. Er formulierte eine Strafandrohung für nicht gemeldete Geburten und Ehen: Es war viel wichtiger, dass die Leute überhaupt zum Standesamt gingen. Bis dahin gab es ja nur die kirchlichen Eintragungen von Taufen, Hochzeiten und Bestattungen, wo auch Geburten und Todesdaten eingetragen wurden.

Ich habe Familienzweige aus dem Westfälischen, wo die Namen bei den Eintragungen lustig hin und her gehen zwischen Hofnamen und Familiennamen: Der Sohn eines "Jünglings genannt Balcks" heißt "Balcks genannt Ohrmann", und drei Generationen später heißen sie nur noch "Ohrmann", leben aber vor allem auch nicht mehr auf demselben Hof (der wenig überraschend ursprünglich Balksen hieß); oder ein Nordhesse namens Tönnies (vermutlich ausgesprochen Tönjes) wandert als Bergarbeiter nach der Erschöpfung der örtlichen Gruben ins Ruhrgebiet, derselbe heißt in Dortmund dann Töniges (vermutlich gesprochen Tönjes). Die Tochter von Johann Henrich Lindbrink heißt mit Geburtsnamen Elisabeth Linnebrink. Ein Deutscher in den ungarischen Bergstädten heißt Saltzer (später Salzer), hat aber auch einen ungarischen Namen: Soòs. Das Problem sehe ich nicht in der Schreibweise, sondern in der Identifizierung: Wer gehört wirklich zusammen?

Für die Schreibweise gibt es aus meiner Sicht etwa drei Möglichkeiten: Entweder du vereinheitlichst alles auf die heutige Schreibung oder du trägst bei jedem alle Namen genau so ein, wie sie in den Urkunden stehen (dann hast du oft 3 Namensvarianten pro Person) oder du suchst nach Schwellen, wo eine bestimmte Schreibweise sich durchsetzt und schreibst ab da anders (relativ künstliche Festlegung, hoher Aufwand, wenn es nicht willkürlich aussehen soll). Von daher geht es nicht darum, wie eine Dokumentation "korrekt" ist, sondern wie sie ihren Zweck erfüllt. Und den bestimmst du selbst.

Man sagt hier, wo ich wohne, man könne an der Schreibweise erkennen, aus welchem Dorf eine Familie stammt: Haaß kommt von hier, Haas kommt von dort. Aber das liegt nicht an den Familienstämmen, sondern allenfalls an den Schreibern (also vermutlich Pfarrern). Punkt. Die genetischen Verwandtschaftshinweise werden also vermutlich etwas anderes sagen als die Spuren der Schreibvarianten.

Denk einfach dran, dass die Schriftlichkeit vor 200 Jahren noch eine andere Bedeutung hatte. Und die Namen noch nicht computerverarbeitet wurden. Solchen Sachen auf die Spur zu kommen, gibt mir mehr Einblick in die Welt der Vorfahren - und das finde ich das Spannendste an unserem Hobby.

Frido
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Manjanna
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Beitrag von Manjanna »

Das ist für mich auch ganz irreführend, bei mir sind es aber meist die Vornamen. Mal steht als Vater z.B. Karl friedrich, beim nächsten Kind nur noch Karl und beim 3. dann nur Friedrich - aber immer die gleiche Mutter. Mit der Zeit wusel ich mich durch, doch anfangs war es kompliziert.
Mutter´s Seite: Familie Hinkefuß / Herold - stammend aus Sachsen-Anhalt ( Jüdenberg, Oranienbaum, Muldenstein, Leipzig...), derzeit im Jahr 1900

Vater´s Seite: Familie König / Werner - stammend aus Sachsen ( Weidenhain, Dommitzsch, Torgau, Leipzig...), derzeit im Jahr 18-hundert "schlagmichtot"
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Bei den Vornamen muss man dann auch noch mit Varianten rechnen, die gleichwertig sind: Johannes, Johann, Hans; Lisabeth, Elisabeth, Ilsebeth etc. Man bekommt schnell einen Blick dafür.
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Ahrweiler
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Beitrag von Ahrweiler »

Hallo Emanuel
Will Dir zwei Beispiele nennen.Meine Großmutter (väterl) hieß Tengg.
Was kam im KB heraus? Teng,Tenk,Tenck oder auch noch Tengckh.Weiter ging es auch noch dass der Namen mit "D" geschrieben wurde.Mein eigener FN
heißt heute Zwonar und meine Ahnen stammen aus Böhmen.Der Name wurde früher Zvonar(auf dem "R" war noch ein Hacak(Häkchen)) geschrieben.Man wanderte in Österreich ein und aus dem FN wurde dann Zwonar (auf den "R" war noch immer das Häkchen.Er wurde also Zwonasch ausgesprochen.Als ich 1944 zur Welt kam verschwand auch das Häkchen.Die Pfarrer schrieben früher die Namen so wie sie ihn verstanden.Und so ist es auch geschehen,dass obwohl der Stamm derselbige ist die FN anders lauten und geschrieben werden.Außerdem kommt dazu ,dass die Leute früher nicht lesen konnten und daher nicht wussten was auf dem Taufschein stand den sie nach der Taufe erhielten.
LG
Franz Josef
Daniela
Beiträge: 45
Registriert: 31.08.2009, 09:51

Beitrag von Daniela »

Hallöle :-)

Was die Namensvarianten des Nachnamens angeht: ich schreibe als Namen in der Datei den, wie er heute verwendet wird: zb Reinecke
Um 1600 wurde mein Nachname in zig verschiedenen Varianten schrieben - diese schreibe ich dann unter Anmerkung beispielsweise so: "Nachname auch REINIKE, REINKEN, REINEKEN (KB xy) geschrieben".
Mir ist zudem auch aufgefallen, dass de Nachnamen früher (17-18. Jht) meist nur nach Gehör = nach Aussprache vom Pastor aufgeschrieben wurden.
Und - in Württemberg zb wird der Nachname Maier so geschrieben, ganz selten mit "e" oder "y". In Niedersachsen wiederum wird Maier ganz selten mit "a" oder "i" geschrieben.
Da ich den Nachname Maier auch bei mir im Stammbaum habe, habe ich es dabei nach Bundesland getrennt. Also beim Württembergischen Zweig schreibe ich in der Nachnamenszeile "Maier / Mayer" und bei den Niedersachsen "Meier / Meyer" - davon abweichende Schreibweisen werden dann wieder in den Anmerkungen notiert.

Mit den Vornamen habe ich mir angewöhnt, eine für mich stimmig klingende zu Variante einzutragen: also zb alle Louise Louisa Luisa Luise trage ich als "Louise" ein und schreibe in der Rubrik "Spitzname" wie der Vorname im KB oder in Urkunden geschrieben wurde.
Auf diese Weise übersehe ich keine Person und trage damit auch keine doppelt ein ;-)

LG Daniela
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