Kurios? - Veränderungen im Familiennamen

Allgemeine Fragen zur Ahnenforschung und alten Begriffen
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karli
Beiträge: 9
Registriert: 10.03.2006, 00:51

Kurios? - Veränderungen im Familiennamen

Beitrag von karli »

Sorry - wer sich noch in anderen Ahnenforschungs-Foren (z.B. der Sachsen-L) "bewegt", dem wird dieser Thread sicherlich bekannt vorkommen!!!

Aber - mich interessiert die Meinung ALLER Familienforscher! :oops:

Hallo Ahnenblatt-Freunde,

dieser Beitrag sollte von allgemeinem Interesse sein, bezieht sich aber hier speziell auf die Nachforschungen zu meiner Familie BURGARDT.

Kürzlich erhielt ich vom Standesamt Unterlagen, wobei sich ein Dokument anscheinend nicht auf meine Anforderung bezog.
"Na ja - dumm gelaufen!", dachte ich mir.
Aber weit gefehlt.

Ein Dokument beinhaltet den Sterbeeintrag meines Ur-Ur-Großvaters aus dem Jahr 1894.
Der Sterbefall wurde von seinem Sohn (einem Bruder meines Ur-Großvaters) angezeigt.
Alle Namen sind deutlich als BURGARDT zu lesen.

Die zweite Urkunde, die auf den ersten Blick nichts mit meiner Familie BURGARDT zu tun hat, "entpuppt" sich bei deren Lesung als der Sterbeeintrag meiner Ur-Ur-Großmutter.
Dieser stammt aus dem Jahr 1904.
Der Tod seiner Mutter wird vom gleichen Sohn (wie oben) angezeigt.

Nun mein Problem:
Das Dokument enthält nicht mehr die Namen BURGARDT, sondern es ist hier zweifelsfrei BURCHARD zu lesen.
Brisant:
Dem Standesbeamten unterläuft eingangs ein Schreibfehler (er schreibt Burchhard, also ein "h" zu viel!), welcher in einer Randnotiz aktenkundig berichtigt wird.
Was aber bleibt, ist der Name BURCHARD.

Beide Dokumente sind sehr gut leserlich - Lesefehler meinerseits oder Fehler in Folge einer unsauberen Handschrift des Beamten schließe ich somit aus.
Auf Grund mir bereits vorliegender Daten und Namen kann ich die zweite Urkunde auch eindeutig meiner Familie BURGARDT zuordnen.

Die Möglichkeit, dass damals ein französischer Praktikant den Standesbeamten vertreten musste, verschiebe ich in den "Scherz-Bereich". :wink:
Oder auch das: Der Name ist ein Opfer des sächsischen Dialektes geworden? :shock:

Übriges handelt es sich bei den Dokumenten natürlich um Kopien der Originaleinträge, wobei das Erste 3mal den Namen BURGARDT und das Zweite 6mal den Namen BURCHARD (jeweils einschl. der Unterschrift des Sohnes) beinhaltet.

Für mich ergeben sich nun folgende Fragen - und ich bin auf Eure Antworten und Meinungen schon sehr gespannt.

Unterschiedliche Schreibweisen von Namen hat es ja wohl im Laufe der Jahrhunderte immer schon gegeben.
Auch soll es schon vorgekommen sein, dass ein Buchstabe verloren ging und irgendwo wieder auftauchte.
In meinem Fall wird aber ein Name fast vollständig verändert.
...und zwischen beiden Einträgen hier liegt nur eine Zeitspanne von 10 Jahren und diese sind zu einer Zeit vorgenommen worden, in der die Bürokratie in Deutschland bestimmt schon sehr gut entwickelt war.

Meine Fragen:

1. Gibt es vielleicht eine plausible Erklärung für diese "Namensverfremdung"?
Welche Ursachen könnte es dafür geben?
Wer hat ähnliche Beispiele in seiner Forschungsarbeit?

2. War es einfach so möglich, einen anderen Namen anzunehmen oder, wie in diesem Fall, so zu verändern?
Schließlich betrifft es hier nicht nur den anzeigenden Sohn, sondern er benannte (und das auch noch urkundlich belegt!) seine gesamte Familie um.
Welche Auswirkungen das auf seine weitere Nachkommenschaft hatte, ist mir leider noch unbekannt.
Eventuell wurden aus diesen BURCHARDs irgendwann mal wieder BURGARDTs? :?

3. Wie musste man in damaliger Zeit seine Identität bei den Behörden belegen?
In wie weit gab es Ausweispapiere usw.?

4. Auf welcher Grundlage (Bescheinigungen, Nachweise, Belege usw.) wurden die Beurkundungen vorgenommen?

5. Welche Bedeutung hat die Textzeile: "...dem Standesbeamten der Person nach bekannt..."?

Sicherlich gibt es in diesem Zusammenhang noch mehr Klärungsbedarf, aber ich möchte Eure Nerven vorerst nicht weiter strapazieren.

Vielleicht nur noch dieses:

Alle mir vorliegenden Dokumente (bis auf das eine Exemplar!) beziehen sich auf meine Familie BURGARDT.
Auch ist den noch lebenden und mir bekannten Familienangehörigen noch nie ein BURCHARD untergekommen.

Obwohl - es gibt lt. Telefonbuch mehr BURCHARDs als BURGARDTs in Deutschland!

Trotzdem hat die Sache noch mehr Spannung - ich bin schon seit einiger Zeit im Besitz einer Aufstellung eines amerikanischen "Forscherkollegens", der die BURGARDTs in seiner Liste hat.
...und da erscheint doch tatsächlich im Jahr 1826 ein: BURCHARD !!! - der aber in einem späteren Eintrag wieder zu einem BURGARDT wird.
Leider fehlt mir der Kontakt in die USA und es gibt hierzu auch keine Quellennachweise.
Es gibt keinen Bezug zu eingangs geschildertem Fall und ich stufe Letzteres auch als Schreib- bzw. Lesefehler des Kollegen ein.

Aber: Es ist doch schon ein etwas sehr seltsamer Zufall - oder?

Ein schönes Wochenende
wünscht
Karl-Heinz.
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ThomasG
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Beitrag von ThomasG »

Hallöchen !
3. Wie musste man in damaliger Zeit seine Identität bei den Behörden belegen?
In wie weit gab es Ausweispapiere usw.?
Dazu hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kennkarte

Soweit war es mit der Bürokratie dann wohl doch noch nicht fortgeschritten.
In einigen meiner Auszüge aus den Geburtsregistern steht: Ausgewiesen durch Familienstammbuch (also die Eltern). Und da das ja nun nicht unbedingt ein "amtliches Dokument" ist, steht es für mich eigentlich außer Frage daß man großartig beweisen mußte daß man nun genau SO heißt. Denn dann sollte es mit den Vornamen nicht anders sein. Und eine meiner Ahnen heißt selbst in Standesamtsunterlagen mal Christine, mal Christiane und mal Christina. Ein anderer mal Botho Wilhelm Werner, dann wieder Wilhelm Werner Botho.
Und selbst heute hat sich das noch nicht geändert, daß die Behörden auch mal Fehler machen können. In meinem neueren Personalausweis haben die "Knalltüten" doch echt meinen Geburtsnamen unterschlagen ;-)

Gruß: Thomas
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Torquatus
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Beitrag von Torquatus »

Hallo,
Soweit war es mit der Bürokratie dann wohl doch noch nicht fortgeschritten.
das ist auch heute noch so.

Ich habe zwei Vornamen, wobei der zweite der Rufname ist. Als ich den ersten Personalausweis bekam, war der zweite Name als Rufname unterstrichen; das ging problemlos weil der noch mit einer Schreibmaschine beschriftet wurde.

Der zweite Personalausweis wurde durch irgendein Gerät automatisch erstellt, das aber keine Rufnamen unterstreichen oder sonstwie kenntlich machen konnte. Das ist übrigens bis heute so.

Als ich dann irgendwann einen Reisepass beantragte, wurde ich auf der Behörde gefragt, welches der Rufname sei. Als ich den Pass dann abholte, stand da mein zweiter Vorname, also der Rufname an erster Stelle.

In meinen Führerscheinen (dem alten Lappen und nun der neuen Karte) steht nur mein Rufname.

Dadurch hatte ich viele Jahre in Personalausweis, Reisepass und Führerschein unterschiedliche Vornamen. Wegen dieser Unterschiede gab es mehrfach Probleme mit Behörden.

Auch mein heutiger Personalausweis hat in der Straßenbezeichnung einen Schreibfehler (statt eines M steht dort ein H), auf den ich erst aufmerksam wurde, als ein Bankmitarbeiter meinte: "das könnte Probleme mit der Revision geben", offenbar hat die das doch nicht bemerkt 8)

Wenn es also auch heute noch nicht so genau zugeht, dann sollten wir Nachsicht mit unseren altvorderen Beamten haben. Warum sollten die besser gewesen sein?

Übrigens: Bei uns am Ort haben sich über die Jahrhunderte aus dem Namen "Burgart" folgende Namen entwickelt: Burkert, Burgert, Burkard, Burkhart, Burkhard, Burkhardt. Seit etwa 1890 wurde dann verstärkt für die verschiedenen Schreibweisen der Name "Burkhardt" verwendet, so dass dieser Name heute deutlich am meisten vorkommt.

Was sind schon Namen? Da halte ich es schon mit Shakespeare, der meinte: "Das, was wir Rose nennen, würde mit jedem anderem Namen ebenso süß duften." :)
Gruß, Torquatus

C.c. - Übrigens stelle ich den Antrag, dass Ahnenblatt das beste aller Ahnenprogramme werden muss - frei nach Cato
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Hugo
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Beitrag von Hugo »

Guten Tag
Mir ist sogar ein Fall urkundlich bekannt, wo sich das Geschlecht änderte :lol:

Aus dem einzigsten Vornamen Ingo wurde Inge :oops:

Diese lebende Person ist im Besitz von eigenen Geburtsurkunden, die zu verschiedenen Zeitpunkten ausgestellt wurden

Die Vornamen Ingo und Inge sind beide Abkürzungen von Ingeborg
Der Vorname Ingo ist gebietsabhängig männlich oder weiblich

Gruß Hugo
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Nouni
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Beitrag von Nouni »

Hallo,
ich recherchiere zurzeit auch in Sachen Veränderung von Familiennamen. Hintergrund war die Frage, ob unser Name Geissler mit "ß" oder mit Doppel-s geschrieben wird. Dabei stellte ich fest, dass der Großvater seinen Namen selbst in seiner Unterschrift in lateinischer Schrift mit einem Schluss-s und einem folgenden Lang-s schrieb. Auch seine Sterbeurkunde ist in dieser Schreibweise vorgenommen worden (eine Geburtsurkunde existiert leider nicht mehr und ist aus Posen auch nicht mehr zu beschaffen). Irgendwann ist dann in anderen Urkunden aus der Schreibweise Schluss-s/Lang-s die Schreibweise Lang-s/Schluss-s geworden (selbst im Heiratseintrag des Standesamtes in Ohligs, den beide Eheleute aber mit Schluss-s/Lang-s unterschrieben??). Das hatte dann zur Folge, dass beim Geburtseintrag meines Vaters ebenfalls die Schreibweise Lang-s/Schuss-s erfolgte und daraus bei ihm, und später bei uns Kindern, die Schreibweise mit "ß" wurde. Allerdings nicht bei allen, denn beim jüngsten Bruder entschied sich der Standesbeamte trotz anderslautender Eitragungen auf den vorhergehenden Seiten auf die Schreibweise mit Doppel-s. Die Schreibweise, die aus meiner Sicht die richtige ist, denn aus der alten Schreibweise Schluss-s/Lang-s wurde später die Schreibweise mit Doppel-s. Warum seinerzeit dieser "Buchstabentausch" stattgefunden hat, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht. :?:
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